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Unser Körper - ein Planet

Ich zitiere aus Merlin Sheldrakes Buch ‹Verwobenes Leben. Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen›:
Für unsere körpereigene Mikrobengemeinschaft – unser ‹Mikrobiom› – ist der Körper ein ganzer Planet. Manche Bewohner bevorzugenden den gemässigten Wald der Kopfhaut, andere die trockenen Ebenen des Unterarmes, manche den tropischen Wald von Schamgegend oder Achselhöhle. In unserem Darm (der ausgebreitet eine Fläche von 32 Quadratmetern einnehmen würde), aber auch in Ohren, Zehen, Mund und Augen sowie auf der Haut und allen Oberflächen, in all unseren Durchgängen und Körperhöhlen wimmelt es von Bakterien und Pilzen. Die Zahl der Mikroben, die wir mit uns herumtragen, ist grösser als die unserer ‹eigenen› Zellen. In unserem Darm sind mehr Bakterien zu Hause als Sterne in unserer Galaxie.›

Spüren Sie es krabbeln und wimmeln, jucken, kriechen, fliessen und leben!?
Wenn wir es uns bildlich vorstellen, ist es kaum auszuhalten, nicht wahr?
Und doch kennen wir nichts anderes. Wir waren schon immer Planet und das Zuhause von unendlich vielen Lebensformen, die uns zu leben helfen. Denn wenn einige davon fehlen, geht es uns nicht gut – und wenn die Falschen uns besiedeln, auch nicht – erst dann werden wir auf unsere Bewohner aufmerksam (gemacht).
Was wir nicht sehen oder spüren, interessiert uns meistens nicht.
Sollte es aber.
Wir Menschen sind ein Ökosystem; wir werden von Mikroorganismen aufgebaut und irgendwann auch wieder durch sie zersetzt – mindestens unser Körper.

Wenn wir von Pilzen sprechen, meinen wir meistens das, was wir im Wald oder auf der Wiese als einzelnes Ding sehen, vielleicht abschneiden und später essen. Es ist der Pilz-Fruchtkörper, nur ein kleiner Teil des Pilzes. Der viel grössere Teil ist unsichtbar im Boden.
Der grösste bekannte Pilz umfasst zehn Quadratkilometer, wiegt mehrere Hundert Tonnen und ist zwischen 2000 und 8000 Jahr alt. Unsere körpereigenen Pilze sind bescheidener.

Pilze schützen uns vor Krankheiten, sie dirigieren die Entwicklung unseres Körpers und Immunsystems und sie beeinflussen unser Verhalten. Sie können Krankheiten verursachen, wenn wir sie nicht in Schach halten – und uns sogar umbringen.

Unser Körper ist ein Planet. Wir sind nicht allein. Wir werden bewohnt. Wer sind WIR eigentlich? Wo beginnen wir und wo hören wir auf? Was macht uns denn aus?
Gelegenheit zur Kontemplation…

Kommt dazu, dass unser Körper zusammengesetzt ist aus fünfzig Billionen einzelnen Zellen. Und das sind alles auch eigenständige Lebewesen. Noch mehr Gewimmel. Und wieder die Frage: wer sind wir EIGENTLICH?
Nicht der Körper.
Der ist ja fünfzig Billionen Einzellebewesen.
Wir sind das, was über diese Situation nachdenken kann.
Was sich damit abfinden oder beim Gedanken ans Gewusel gruseln kann.
Wir sind nicht der Körper. Wir haben einen Körper.
Wir sind Seelenwesen, die vorübergehend einen Körper bewohnen, der ein aus fünfzig Billionen Einzellebewesen zusammengesetzter Planet ist, der von noch mehr Lebewesen besiedelt ist.
Jetzt ist die Kontemplation wirklich angesagt…

Montag, 27. Juni 2022

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