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Über den Fluss

Was einem im ’normalen› Leben nicht oder nur schwer verziehen wird: die Seite wechseln. Wo man dies aber ungestört tun darf (manche andere bemerken es gar nicht oder verdrehen halt die Augen oder schütteln den Kopf): beim Lebensfluss. Die Welt sieht gleich ganz anders aus. Und vielleicht ist der Einstieg ins Wasser jetzt einfacher und das Losschwimmen leichter.
Siehe Beitrag Innenansicht 23 vom 16.9.2016.

Wo man die Seite auch wechseln darf (für Fr. 1.60): in Basel. Mit einer der vier Fähren über den Rhein. Am letzten Sonntag habe ich das auf der ‹Wild Maa› zweimal getan. Seit 1894 fährt sie, an einem Seil angebunden, dank der Strömung hin und her über den Fluss.
Auf der einen Seite die Jugendherberge, in der ich zusammen mit drei Freundinnen – wir kennen uns seit 45 Jahren und treffen uns seit damals regelmässig – zweimal übernachtet habe. Auf der anderen Seite das Tinguely-Museum, das wir gemeinsam besucht, uns grossartig amüsiert und viel gelacht haben. Was nicht ausschliesst, dass uns einige der Maschinen auch nachdenklich haben werden lassen, Vergänglichkeit und Tod sind bei Tinguely allgegenwärtig.

Die Seite wechseln. Die Perspektive verändern. Den Horizont erweitern. Aus der Box heraustreten. Die Brille putzen. Den Rahmen erweitern. Etc.

Wo dies besonders heilsam ist: In Beziehungen. Vor allem in einer Konfliktsituation, wo man nun überhaupt nicht versteht, weshalb der andere/die andere gerade so reagiert, gerade dies sagt oder glaubt. Wo man verärgert, beleidigt, wütend oder zornig ist. In so einer Situation ist es eine sehr gute Übung, in die Schuhe des anderen/der anderen zu stehen und die Sache von der jener Seite her zu betrachten. Verzeihen kann erst geschehen, wenn man auch die Sicht des Gegenübers erfährt, seine Emotionen, seine Verletzung.

Wenn dies geschieht, wird der eigene Lebensfluss gleich breiter und tiefer und die Reise angenehmer und leichter.

Sonntag, 25. September 2016

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