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Im Auge des Orkans

Wir leben in einer Angstkultur. Überversichert, angeschnallt, die Kinder kommen mit einem Helm zur Welt (so scheint es), bestens orientiert über all die Schrecken rund um den Globus. Wir alle tragen zu dieser grossen Angst bei durch unsere privaten Ängste. Jeder Mensch hat Angst. Sonst sei er entweder erleuchtet oder schwer gestört, sagt OM C. Parkin in seinem Buch ‹Angst. Die Flucht aus der Wirklichkeit›. Er selbst ist erleuchtet. Nach einem schweren Autounfall lag er lange Zeit im Koma und als er erwachte, war sein Ego weg, er war eins mit allem, was ist. Und ziemlich verwirrt. Zwei spirituelle Lehrer halfen ihm dann, sich wieder zu ordnen, und seither wirkt er selbst als spiritueller Lehrer und schreibt Bücher.

Wenn wir wirklich etwas über Angst wissen wollen, dann sollten wir sein Buch lesen. Es sind nur knapp 170 Seiten, also machbar. Es zeigt auf, dass das, was wir meistens als Angst bezeichnen, gar nicht die eigentliche Angst ist. Es ist nur die Angst vor der Angst.
Parkin vergleicht die Angst mit einem Hurrikan, der mit seiner Gewalt und Zentrifugalkraft uns alle aus dem Zentrum schleudert. Draussen an der Peripherie ist es ruhiger – und damit wir die Angst nicht mehr spüren müssen, wenden wir unterschiedliche Strategien an: die einen arbeiten sehr viel und rennen der Karriere und dem Geld nach; die anderen (über-) treiben Sport, so dass sie nichts mehr spüren müssen; manche flüchten in Süchte; und ein grosser Teil macht mit bei Fun und Beschäftigungen jeglicher Art, dazu gehören auch das Diskutieren ohne Ende und das Rationalisieren im Glauben, wir könnten unsere Angst wegreden.  All das hält uns an der Oberfläche, oberflächlich, scheinbar weit weg von der Angst. Die natürlich im Untergrund weiter wirkt.
So wie im Zentrum des Hurrikans, im Auge des Orkans, Stille herrscht, so herrscht Stille tief in uns, wenn wir den Mut aufbringen, an diesen Ort zu gehen.

Die Übung ist: Die Angst nicht fliehen, keine Ausweichmanöver, keine Ausrede. Ganz in die Angst gehen. Sie vollkommen zulassen und aushalten, egal, wie schlimm wir sie empfinden. Dabei bleiben, bleiben, bleiben; nicht wegdrücken; fühlen. Und – oh Wunder – es kommt der Moment, wo sie sich auflöst und Stille ist und sogar eine innere Freude. Eine andere Lösung gibt es nicht.
Das habe ich nicht nur gelesen, das habe ich erfahren. Es ist dieselbe Übung, die ich an den Kursen, die ich seit Jahren in Indien besuche, gelernt und angewandt habe. Ich hatte sehr grosse Ängste, oft Panik in der Nacht, ein furchtbares Gefühl, das mich total überschwemmte. Ich habe nie Medikamente genommen, das kam mir gar nicht in den Sinn. Es war die Übung, die mir geholfen hat.

Montag, 14. November 2016

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